2.3 Lesen und Verstehen von Bildern:
Bei der Gestaltung einer Computergrafik müssen wir uns also noch mit Richtlinien zufrieden geben, die wahrnehmungs- und gedächtnispsychologische Ansätze nur beschränkt mit einbeziehen.
Lesen eines Bildes:
Das Bild wird sowohl als optisches als auch als geistiges Phänomen erfahren. Es werden 3 Stufen des Lesens eines Bildes unterschieden.
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sakkadisches Lesen: Das optische Muster wird sakkadisch gelesen.·
kulturelles Lesen: Die geistige Erfahrung ist das Ergebnis der kulturellen Determinanten.·
semiotisches Lesen: Optisches und geistiges Verstehen treffen sich im Zeichen in dem der Signifikant mit dem Signifikat verbunden ist. Der Signifikant ist mehr optisch als mental, das Signifikat mehr mental als optisch.Alle 3 Stufen des Lesens verbinden sich miteinander um Bedeutung zu erzeugen, entweder hauptsächlich dennotativ oder konnotativ.
Verstehen eines Bildes:
Nach dem Tetraedermodell von Jenkins (Weidenmann 1994) ist das Verstehen von vier Variablen abhängig:
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Dem Verstehenes-Gegenstand (vermittelnder Gegenstand),·
der Codierung (Symbol-System),·
dem Verstehens-Subjekt (Bildrezipient) und·
der Verstehens-Situation.Ein (bewegtes) Bild verstehen wir (Monaco 1995) als solches und in Verbindung mit Auswahlkategorien und Aufbaukategorien.
Die Auswahlkategorien für unser Verstehen sind entweder denotativ oder konnotativ. Jedem Gesehenen ordnen wir unsere subjektive Bedeutung zu. Denotative und konnotative Auswahlkategorien werden durch die Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat charakterisiert. Eine Reihe von Codes, die mehr oder weniger konnotative oder denotative Bedeutung haben, beschreiben dabei die Elemente unserer Bildkomposition:
Im Icon ist der Signifikat identisch mit dem Signifikant. Das Icon ist die direkte Abbildung eines Objekts. Im Symbol ist der Signifikant dem Signifikat gleichgestellt. In der Metonymie ist der Signifikant auf bestimmte Art und Weise dem Signifikat ähnlich. Die Mentonymie ist eine Ersatzbedeutung oder ein übertragener Gebrauch. Eine Mentonymie ist eine rhetorische Figur, in der ein assoziiertes Detail oder eine asoziierte Vorstellung benutzt wird, um eine Idee zu evozieren oder einen Gegenstand darzustellen. Eine Synekdoche ist eine rhetorische Figur, in der ein Teil für das Ganze oder das Ganze für einen Teil steht. In der Trope ist der Signifikant deutlich verschieden vom Signifikat. Literarisch ist die Trope die Vertauschung des eigentlichen Ausdrucks mit einem bildlichen Ausdruck. Im Index stimmen Signifikant und Signifikat überein. Indizes für Temperatur oder Hitze sind zum Beispiel die Abbildungen eines Thermometers, oder von atmosphärische Schlieren.
Vom Icon zur Trope hin, nimmt der Einfluß der Eigenschaften des Verstehens-Subjekts zu. Auch wiederholtes Rezipieren (Film, Artikelserie, etc.) eines Bildelementes kann die Codierung vom Icon bis zur Trope verschieben.
Abbildung 4: Aufbaukategorien beim Verstehen von Bildern (Monaco, 19xx, S...)
Die Aufbaukategorien beschreiben syntagmatische Beziehungen. Sie operieren im Raum oder in der Zeit. Die synchronischen Phänomene passieren zur gleichen Zeit, ohne Bezug auf die Zeit. Die Diachronischen Phänomene laufen in der Zeit ab.